Den Gang entlang mit Blick zum Garten

Die Architektur des Bankgebäudes der Münchener Hypothekenbank sorgt für Offenheit. Die weitläufigen Glasflächen wurden beim Bau als „Schaufenster ins Lehel“ angelegt, das einen Blick auf die dahinterliegende Bebauung erlaubt. Diese Transparenz greift die Ausstellung „Den Gang entlang mit Blick zum Garten“ auf.

Die Studierenden der Klasse von Prof. Gregor Hildebrandt der Münchener Akademie der Bildenden Künste haben sich mit dieser besonderen Perspektive auseinandergesetzt und mit ihren Arbeiten der Transparenz der Architektur eine neue Dimension hinzugefügt.

Auszug aus Großes Paradies

Astrid Bauer: Auszug aus Großes Paradies

Astrid Bauer stellt mit ihren Installationen im Foyer eine Assoziation zur MHB her. Sie schafft eine Symbiose aus Licht, Gestein und Boden.

Für unsere Ausstellung hat sie eigens den sehr seltenen rosa Gletscherstein Thulit besorgt, der der Sage nach direkt vom Nordrand der Welt stammt und mit seiner eisigen Härte der Strenge der Architektur unserer Bank entspricht: Ein größeres Prisma und diverse auf den Stein aufgesetzte Prismen brechen das Licht zwei-mal: einmal durch Ablenkung des Strahls und dann durch Spaltung in 7 Spektralfarben. Diese Prismen fluten das Innere des energiereichen Gletschersteins mit zusätzlicher Energie sowie das Licht, welches durch das Glas in die Bank einfällt und diese mit Energie erfüllt. Dabei entsteht ein energetischer Austausch Glas-Luft und Luft-Glas, das die Künstlerin als Rhythmus des Lebens oder Ein- und Ausatmen bezeichnet.

Sie erläutert: Durch den Brechungsmoment des Lichts befindet man sich beim Betreten der Bank im Mittelpunkt des Geschehens. Dort trifft man auf gebrochenes Gestein, was bis vor Kurzem ebenfalls wie das Licht Teil eines großen (besonderen) Ganzen war. Das warme, rosige Gestein und das in seine Spektralfarben gespaltene weiße Licht ermöglichen einen Blick auf das Innere/Unsichtbare. Spürbar verbunden mit Allem verweisen die beiden Komponenten trotz ihres gebrochenen Zustandes auf das große Ganze und zeigen auf, in welchem energetischen Verhältnis sich der Mensch befindet. 

Der Granit gibt unserem Bankgebäude festen Halt. Diese Erdung für ihr Kunstwerk erreicht Astrid Bauer mit ihrem Gemälde aus rotem Eisenoxid und Pigment.

Barbara Steinmetz

Chekina o T

Marika Chekina: o. T.

Maria Chekina befasst sich in ihren Werken mit der Schönheit und Symbolik von Palmen und Pferden, wodurch sich ihr starker Einfluss der asiatischen Kultur zeigt. Sie hat viele Jahre in Thailand und in Südkorea gelebt und unter anderem Kalligrafie studiert. 

Es ist ihr ein Anliegen, die Symbole der asiatischen Kultur in ihre Kunstwerke einzubeziehen. Ihre Gemälde spiegeln ihre tiefe Leidenschaft für die Schönheit Asiens und die Anmut und Kraft der Pferde wider. In Maria Chekinas Werken sind immer Palmen im Hintergrund zu sehen, die ein Symbol für Fruchtbarkeit, Männlichkeit und Leben sind. 

Diese Bäume werden auf subtile Weise angedeutet und verleihen ihren Werken eine zusätzliche Ebene von Tiefe und Bedeutung. Die Verwendung von roher Leinwand als Medium ermöglicht es ihr, ihren Werken eine taktile und dreidimensionale Qualität zu verleihen, was ihren Bildern einen einzigartigen Charakter gibt. 

Beim Betrachten von Maria Chekinas Gemälden kommt man nicht umhin, ein Gefühl der Ruhe und Gelassenheit zu verspüren, das durch die Präsenz von Palmen, die oft mit dem tropischen Paradies assoziiert werden, hervorgerufen wird. Die Pferde, die sie malt, sind ein Symbol für Kraft, Energie, Lebenslust und Tatendrang.

Karin Gorgas

III Nebelschwadenbilder

Lorenz Egle: III Nebelschwadenbilder

Lorenz Egle vereint mit seinen Kunstwerken gegensätzliche Konzepte und Traditionen und schafft so eine visuelle Sprache, die den Betrachter in eine intensive, immersiv erlebte Welt entführt.

Dabei reflektiert er die Sehgewohnheiten des menschlichen Blickes auf die Außenwelt. Durch die Verwendung von verschiedenen Bildstrukturen schafft Lorenz Egle etwas Eigenes, welches das unterbewusste Narrative heraus-fordert und bewusst Erfahrenes widerspiegelt.

Der Künstler erläutert: Mein Blick geht immer in die Oberfläche des Bildträgers (Leinwand) hinein. Die Erfahrung einer spürbaren Räumlichkeit in einer 2dimensionalen Fläche interessiert mich. Dieser Raum ist endlos. In ihm kann man verweilen und doch wirft dieser Raum den Betrachter letztlich auf sich selbst zurück.

Wie ein Blick in die Landschaft, die Augen können entspannen und man beobachtet, gleich-zeitig kann man in dieser Leere auch sich selbst wahrnehmen und es entsteht ein Dialog zwischen Betrachter, Oberfläche und dem Raum.

Barbara Steinmetz

Freischwimmer

Gregor Hildebrandt (Professor der Klasse Hildebrandt): Freischwimmer

Gregor Hildebrandt beschäftigt sich in seinen Arbeiten seit über 20 Jahren mit Musik in Form von analogen Datenträgern. Schallplatten und Kassetten werden zum zentralen Medium vieler seiner Gemälde und Skulpturen. So entstehen aus verformtem Vinyl, Kassettenschachteln oder auf Leinwand angebrachten Tonbändern Werke, denen mit der zugrundeliegenden Musik eine weitere, unsichtbare Dimension eingeschrieben ist.

Gregor Hildebrandt ist seit 2015 Professor für Malerei und Grafik an der Akademie der Bilden-den Künste in München. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Dance with the clouds

Maria Justus (Künstlerische Mitarbeiterin der Klasse Hildebrandt): Dance with the clouds

Maria Justus studierte Malerei und zeitbasierte Medien an der Akademie der Bildenden Künste in München und schloss ihr Studium 2017 mit einem Diplom ab.

Ihre Arbeiten verstehen sich als Kondensat einer vorangegangenen Recherche aus den Be-reichen Kunst- und Kulturgeschichte, Literatur und Film. Durch das Verweben zitierter und neu interpretierter Fragmente entstehen Collagen in Form von Skulpturen, Videos und Gemälden. Die dabei häufig verwendeten Materialien aus dem Gebrauchsbereich spiegeln den Prozess der inhaltlichen Dekontextualisierung wider.

Marias Arbeiten wurden in Ausstellungen in Deutschland, Italien, den Philippinen und Marokko gezeigt, darunter im Kunstverein München, Kunstpavillon München, Künstler:innenverein Ecke Augsburg und Centre d‘art contemporain d‘Essaouira. Sie erhielt zahlreiche Projektförderungen und Stipendien, u. a. Neustart Kultur der Stiftung Kunstfonds, Atelierförderung der Regierung Oberbayern und Landeshauptstadt München, Projektförderungen des Kulturreferats München und das Stibet Stipendium vom DAAD.

Abgaben

Laura Killer: Abgaben

Die Kunstwerke „Das wird #7“, „Abgaben“ und „Entzündung“ sind Teil einer Serie mit dem Titel „Über Licht sprechen wollen“. Das Streichholz – ein Alltagsgegenstand – stellt die Grundlage aller Arbeiten der Serie dar.

Das wird #7 zeigt ungefähr 8200 in Wachs gesteckte, gerahmte Streichhölzer in strahlendem Blau. Reihung und Wiederholung des Objekts steht hier im Vordergrund, es entsteht ein ruhiges Wandobjekt, das gleichzeitig voller Spannung steckt. Es gibt bei einem Streichholz ein Vorher – es gibt ein Nachher und genau mit diesem Nachher arbeitet Laura in ihrem Werk „Abgaben“. Abgebrannte Streichhölzer wurde ähnlich einem Pinsel über eine Platte gezogen, was liegen bleibt wurde ohne weiteres Eingreifen mit Holzleim fixiert und gerahmt. Der erste Moment des Feuer Fangens wird in der Arbeit „Entzündung“ auf Leinwand festgehalten. Es ist ein kurzer, kaum greifbarer, lichtweißer Moment, in dem ein Streichholz sich entzündet. Auf großer in starken Blautönen gehaltener Leinwand findet sich dieser Moment in der Mitte gleich einem Funken. Die vielen unterschiedlichen Ölfarb-schichten mit Pastellkreide verleihen dem Werk die ausdrucksstarke Tiefe, der Entzündungsmoment erhellt das Werk im Inneren und lässt die Farbe nach außen hin dunkler werden. 

Ein Erhellungsmoment wie ihn vermutlich jeder schon mal erlebt hat – ein Licht und sei der Beginn auch noch so klein, bricht die Dunkelheit, verleiht Hoffnung und Zuversicht. Was passiert, darf auch sein und so entstand der vom linken Bildrand he-reinlaufende „Riss“. Die Leinwand wurde hier bei einer Ausstellung willentlich von einem Besucher wortwörtlich verletzt - die entstandene Wunde, eine Entzündung im zweiten Sinne, wurde jedoch nicht versteckt sondern integriert und betont.

Beate Baumgartner 
 

Seal und Gabriel

Pascal Koertel: Seal the winds in a paper bag und Gabriel's deepest desire

Pascal Koertel versteht sich als Geschichtenerzähler auf visueller Ebene. In seinen Arbeiten behandelt er Geschichten und Begegnungen. Die Werke dienen als bildnerische Ebene, um Emotionen visuell greifbar zu machen. 

Die gezeigten Malereien sind Teil der Serie „SLOW BUT DANGEROUS“, eine Anspielung auf das Schachspiel – eine Kindheitserinnerung –, da sich der Springer – das Motiv der Arbeiten – langsam, aber durchaus gefährlich fortbewegt.

Inspiriert von Marc Chagall entführt uns Pascal Koertel in seine Traumwelten mit einer intuitiv entstandenen Ornamentik im Innenleben der beiden diametralen Springer. In seine begrenzte Farbauswahl hat er bewusst das Königsblau aufgenommen, um einen Bezug zur Krone als royalem Motiv im Logo der Bank herzustellen.    

Karin Gorgas

Nostalgia

Seulgi Lee: Nostalgia | Winter

Seulgi Lee kommt aus Korea und startete ihr Studium in München während der Corona-Pan-demie. In dieser Zeit der „Einsamkeit“ entstand dieses Werk. Es ist geprägt von der Sehnsucht nach Ihrem Heimatland und ihrer Familie.

Der Winter ist für Seulgi Lee nicht nur eine kalte Jahreszeit sondern auch eine Zeit, in der es in Deutschland viel warmes Licht gibt und eine Jahreszeit, in der man viel Zeit mit der Familie verbringt. Da Seulgi Lee jedoch entfernt von Familie und Heimatland ist, verstärkt der Winter in ihr wiederum ihre Einsamkeit.

Mit dem Motiv das Baumes drückt sie aus, dass sowohl die Wurzeln (Heimat, Familie) wichtig sind, als auch, dass der Baum in die Höhe wächst (Offenheit für einen neuen Lebensabschnitt in der Fremde, in Deutschland).

Sonja Wichmann

Schatten der himmlischen Dinge

Peng Li: Ein Schatten der himmlischen Dinge

Der Titel dieser Arbeiten – Ein Schatten der himmlischen Dinge – stammt aus der Zürcher Bibel: Die Arbeiten stellen Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dar. Als Mose sich daran machte, das Zelt herzustellen, erhielt er nämlich die Weisung: Sieh zu, heißt es da, dass du alles nach dem Vorbild machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist. (2Mo 25,40; Kol 2,16; Hebr 9,23; Hebr 10,1)

Zur Umsetzung: Dies ist meine eigene originelle Art, sehr dünne Acrylfarbe indirekt auf das Bild aufzutragen. Sieht aus wie Stoff oder Seide. Ich bedeckte das Kirchengebäude mit einem blau-en simulierten Schatten, und die zerkratzten Stellen schienen Licht zu haben.

Peng Li

Die beiden Bilder erwecken in mir ein Gefühl von tiefer Vertrautheit, trotz Verhüllung durch den klaren Blauton lässt sich erkennen, was sich dahinter verbirgt. Das romanische Ge-bäude steht für mich für ein fernes Land oder ein Ort zu einer alten Erzählung. Das tiefe Blau mit dem hell scheinenden Licht wirkt mystisch, macht neugierig und lädt zur weiteren näheren Betrachtung ein. 

Max Brandl

Entscheidung

Joana Loewis: Ein Fall der Entscheidung | A matter of distinction

Joana Loewis gibt den Rezipienten ihrer Bilder Raum, diese unvoreingenommen selbst zu er-fahren und nimmt wenig vorweg zu den fertigen Arbeiten. Zu ihrer Arbeitsweise erläutert sie:

„Wenn ich male, betrete ich einen Raum, der immer und für jeden verfügbar ist, der aber nur in seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten begriffen werden kann. Er kann nicht vollends mit dem Intellekt verstanden werden. Ich folge diesen Gesetzen so gut ich kann und lerne ihre Formensprache. (Dafür benötige ich Aufmerksamkeit, Feingefühl und Vertrauen.) Ich verstehe dieses Feld als ein kollektives Feld. Es trägt ein universelles, zeitloses Wissen in sich, zu welchem jeder Mensch Zugang hat. (Dies geschieht meist unbewusst.) 

Mich zieht die Essenz an, die uns als Menschen verbindet. Es zieht mich an, mich der Essenz zu nähern, in der wir als lebendige Wesen gleich sind und die Unterschiede jedes Einzelnen nicht mehr so wichtig sind und aber die Betonung darauf liegt, was das Menschsein ausmacht und was uns im Menschsein verbindet.“

Julia Schröder

Untitled

Lara Quast: Untitled, but no touch of violence

Wie so oft bei abstrakten Kunstwerken steht der Betrachter zunächst auch bei diesem Bild etwas verloren davor, denkt oder geht einfach weiter. Es lohnt sich aber, bei diesem Bild stehenzubleiben. Denn das Bild vereint die Renaissance mit dem Graffiti, die Chirurgie mit der Schweißtechnik und die Kohle mit Gouache.

Das Bild zeigt keine Gegenstände, Handlungen oder etwas leicht Fassbares, es zeigt die Gefühlswelt der Malerin Lara Quast, eine junge Studentin der Akademie der Bildenden Künste München, zum Zeitpunkt des Schaffens. 

Dieses Werk entstand in verschiedenen Techniken. Beginnend mit Airbrush erarbeitete sie ihr Werk über mehrere andere Schichten hinweg endend mit dem Sgraffito-Verfahren. Eine Technik, die bereits in der Renaissance im 16. Jahrhundert angewandt wurde. Dabei werden Teile der oberen Schichten abgekratzt, um die darunter liegenden Schichten freizulegen.

Für Ihr Werk griff sie dabei auf verschiedene Hilfsmittel zurück. Für die großen Flächen nutzte sie ein großes, scharfes Messer, um kleinere Flächen hervorzuheben eine Tattoo Nadel und für die Sgraffito-Elemente ein Skalpell. Auch bei den Farbmitteln vereint das Werk eine große Vielfalt. So nutzte die Künstlerin Acryl, Kohle, Gouache – ein wasserlösliches Farbmittel aus grob vermahlenen Pigmenten unter Zusatz von Kreide –und Lacke. Während des Malens, Kratzens und Schweißens – Lara Quast schweißte den Metallrahmen selbst zusammen – hörte sie Musik. Musik, die Sie als Betrachter vielleicht auch hören, wenn Sie das Bild anschauen.

Lara Quast liebt Kontraste – und es gibt keinen besseren Kontrast als dieses Kunstwerk in einer Institution auszustellen, die geprägt ist von 125 Jahren Geschichte, Gesetzestexten, Aufsichtsregeln, Fachanweisungen, Handbüchern und Verhaltensstrukturen, nach denen das Kollegium handelt und in deren eng gefassten Grenzen es sich täglich bewegt. Das Werk untitled, but „no touch of violence“ widerspiegelt nämlich all das – nicht.

Alexander Pohl

We lie

Auri Sattelmair: We lie on sand and foam

Das Gedicht „Sand and Foam“ des libanesisch-US-amerikanischen Dichters, Philosophen und Malers Khalil Gibran ist Inspiration für den Titel des Werkes.

Auri Sattelmair beschäftigt sich mit den mystisch anmutenden Texten des Dichters, dessen Gedichte und philosophischen Überlegungen den zentralen Gedanken haben, dass das Leben, die Liebe und der Tod das Essentielle für uns Menschen sein sollten (Quelle: wikipedia). In den Zufallsprozessen bei der Entstehung ihrer Druckarbeiten und dem Anteil der Werke, den sie nicht vollständig beeinflussen kann, sieht Auri Sattelmair ebenfalls mystische Elemente. 

Sie empfindet die Mystik als Gegenpol zur durchgetakteten, stark wissenschaftlich geprägten Lebensweise der heutigen Zeit und bringt dies in ihrem Werk zum Ausdruck.

Ausstellungen haben für Auri Sattelmair insbesondere einen Reiz, da sich ihre Werke und die der anderen Künstler sowohl mit dem Gebäude verbinden als auch mit den Menschen, die darin – in unserem Fall – arbeiten.

Verena Laubenstein

Money Frog

Nata Togliatti: With the money frog

Eine der bekanntesten Legenden zur Herkunft der asiatischen Geldkröte geht auf den Frosch Chan Chu zurück, der nach dem Diebstahl des Unsterblichkeitselixiers sich in eine Geldkröte verwandelte. Seitdem wird den asiatischen Geld- und Reichtumskröten nachgesagt für Wohlstand, Erfolg und Reichtum zu sorgen.  Um Glück ins Haus zu bringen, wird die Geldkröte oft auf der Fensterbank aufgestellt und blickt gerade zum Fenster.

Nata Togliattis sechsteilige Serie „Mit Geldkröte“ nimmt Bezug auf die Arbeit aus dem Wittelsbacher Ausgleichsfond „Reichtumsgott mit Geldkröte“ und lässt über unseren Wohlstand nachdenken.

Togliatti malt das Motiv auf Umverpackungen, einem Transportmaterial aus dem Supermarkt, welches symbolisch für globalisierte Handelsketten und somit auch für die Ungleichverteilung des weltweiten Wohlstands steht. Togliattis Kartons, einst Lieferanten exotischer Früchte, servieren nun geistige Nahrung, die zum Nach-denken anregen soll.

Im Zeitalter des Überflusses, schwindender Ressourcen und steigender sozialer Ungleichheiten bleibt die Frage, an welchen Kriterien sich tatsächlicher Wohlstand messen und definieren lässt und ob die „Kröten“ das wahre Glück bringen. 

Schwarz Weiß

Ruscha Voormann: Schwarz-Weiß-Denken - Den Gang entlang

Schwarze und weißen Streifen sind die Grundlage von Ruscha Voormanns Werken „Schwarz-Weiß-Denken – Litfaßsäule“ und „Schwarz-Weiß-Denken – Den Gang entlang“, die sie eigens für die MHB gestaltet hat. Mittels einer Schaumstoffrolle auf einer Teleskop-Stange hat sie die Farbstreifen auf die Leinwand aufgetragen und zu Schlieren aufgelöst. Ruscha Voormann beschreibt dies als Spiel mit dem Kipp-Punkt: Wann überwiegen die Streifen, wann ist es eine Gesamtheit?

Das Arbeiten mit dieser Technik eignet sich für Räume aller Art. Die Auseinandersetzung mit Architektur fordert die Künstlerin heraus: „Wie beeinflusst das Kunstwerk den Raum, und was passiert mit meiner Arbeit, wenn ich sie in eine andere Umgebung integriere?“ Generell sind Kontrolle und Loslassen ein wichtiges Thema ihrer Arbeiten: „Man muss den Mut haben, loszulassen, um Effekte zu erzielen: Mut zu Fehlern, Mut dazu, dem Zufall eine Chance zu geben“.

Kontrolle und Loslassen ist auch ein wesentlicher Aspekt bei der inhaltlichen Deutung. „Das Werk beschäftigt sich mit meinem Denken in zwei Polen. Es hinterfragt mich: Gibt es mehr als klare Fakten? Ist da nicht auch immer eine Portion Ungewissheit – und wie kann ich diese zulassen und mich annähern?“ Die Suche nach dem Weg der Mitte ist oft der rote Faden bei Ruscha Voormanns Arbeiten. „Es ist wichtig, dass ich meine eigene Position sowohl vertreten, aber auch loslassen kann. Wenn ich mich selbst loslassen kann, kann ich ins Handeln kommen. Handeln ist das Wichtigste im künstlerischen Prozess. Wirklich gute Ideen entstehen im Tun.“

Andrea Bielefeld